Jazziger Minimal Sound mit Hang

von Lars Leschke

Mit Hang? Mit Hang zu was? Das Lido kündigt den Live-Act für Donnerstag so an: Portico Quartet still sound like nothing you have ever heard before! Starke Worte für eine Band die noch vor fünf Jahren vornehmlich auf London’s Straßen spielte. Ich schließ mich dem Urteil jedenfalls an. Portico Quartet’s Musik ist einfach stark! Aber der Reihe nach.

Bekannt wurden die vier Jungs aus London als die Jazz-Band mit dem UFO-Instrument. Das merkwürdige Instrument nennt sich Hang und sieht aus wie zwei aufeinander gestellte Metallschüsseln oder eben ein UFO.  Ich erinnere mich das Ding auch mal aufm Flohmarkt gesehen zu haben und vom Klang total fasziniert war. Im Video oben ist es zu sehen. Man kann es beklöppeln oder einfach mit der Hand spielen. Es erzeugt wundervolle Sounds, ähnlich einer Harfe und doch ganz anders. Auf dem ersten Album „Knee-deep in the North Sea“ machte man ausgiebigen Gebrauch von dem atmosphärischen Sound des Hang und so wurde es zum Markenzeichen der Band. Die Platte erhielt sehr gute Kritiken, war sogar Time Out’s bestes Jazzalbum 2007 und die Band wurde für den Mercury Prize 2008 nominiert.  Vor allem die vielschichtigen und atmosphärischen Song-Kompositionen (die Jungs haben allesamt zeitgenössische Komposition studiert) sind einfach toll anzuhören. Die instrumentelle Kombi aus Sax, Drum und Bass erinnert ebenso an Jazz wie improvisierte Solos bei Live-Performances. Aber Portico Quartet macht nicht einfach Jazz sondern setzt zum Lauschangriff an und erkundet Klangwelten.

Das wird spätestens auf dem dritten Album deutlich, das dieses Jahr im Frühjahr erschien. Der Titel ist self-titled, was passt, denn die Band hat sich ein bisschen neu erfunden. Auf der neuen Platten gibt es den Einsatz von Synthesizern, E-Drums und Samples zu hören. Die Musik hat sich stark verändert.  So besteht „Window Seat“ vorrangig aus Samples von ein paar letzten Klavierakkorden, die als Hall einen atmosphärische Klangteppich entfalten. Und nach dem Intro geht’s richtig ab. Songs wie „Spinner“, „City of Glass“ und insbesondere „Steepless“, der erste Song mit Vocals überhaupt, erinnern an Produktionen von Bonobo. Multiinstrumentelle Arrangements werden mit synthetischen Elementen wie Verzögerung und Hall verknüpft und es entsteht eine mächtige Deepness. Es fehlen die Beats, aber dafür produziert Portico Quartet nicht zuletzt durch das geschmeidige Saxophon mehr Räumlichkeit und Tiefe.  Und „Ruins“, einer meiner absoluten favourite Songs 2012, ist ein derbes Brett. Einfach nur fett!

Das Konzert im Lido startet am Donnerstag um 20 Uhr. Die Türen sind ab 19 Uhr geöffnet. Tickets gibt’s ab 17 Euronen im VVK und 21 Euro an der Abendkasse.

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