FORTSETZEN heißt eine brandneue Partyreihe im Loftus Hall, ironischerweise, weil sie morgen Abend das erste Mal stattfinden wird: Fortsetzen001. Das ist bekanntlich ganz in der Nähe von dem Plattenladen mit dem ja sowieso alles angefangen hat. Die Frage was genau fortgesetzt werden soll, drängt sich ja in diesem Fall schon auf. Ein Deutungsversuch: 20 Jahre nach der Achse Berlin-Detroit, die ja heute nun wirklich nur noch in der Mythologie existiert, ist es auch die Kontinuität von wirklich guter und zeitloser elektronischer Musik in Berlin, die da fortgesetzt wird. Nicht als Spektakel, sondern aus Liebe zur Musik, nicht als Zeitgeist, sondern als Lebensgefühl. Kein besserer Ort dafür, als das Loftus Hall, das sich seit der Eröffnung zeitloser Housemusik verschrieben hat. Davon zeugen die langen Nächte mit Soundstream, Prosumer, San Soda und FCL Diese Liste wird mit Fortsetzen sicherlich…wait for it…fortgesetzt.
Da die Zeit der großen Achsen nun vorbei ist, alles kreuzt sich und netzwerkt, hatten die Booker relative Narrenfreiheit und die haben sie genüsslich ausgekostet. Vorbei vielleicht auch die Zeit der strengen Definitionen, die die Berliner so lieben. Das Line-up kann mit Fug und Recht eklektisch genannt werden aber spotte mal keiner, dass jetzt anything goes. So vollends im Netzwerk aufgegangen, sind die Kontinuitäten auch nicht bzw. vielleicht ist es hier auch nur die Fortsetzung von alten Brücken, nämlich denen rüber ins Vereinigte Königreich. UK House und Techno sind, Gott sei Dank, in Berlin wieder vielerorts anzutreffen. Das war wahrscheinlich seit Acid nicht mehr so. Auch diese Partyreihe kommt ursprünglich aus Manchester und will seine Idee jetzt in Berlin…ähm…fortsetzen. Nach dem zu Recht mit vielen echten Tränen beweintem Ende des Horst und dem (baldigen) Ende der Sub:stance Nacht im Berghain von Hotflush-Head Paul Rosa aka Scuba nur zu begrüßen.
Der Held des Abends ist eindeutig Kritikerliebling Recondite, der nach hintereinanderfolgenden Achtungserfolgen auf verschiedenen Labels jetzt bei Dystopian gelandet ist – auch Lieblinge des Beatrausch-Blogs und definitiv welche, die in den letzten Jahren einer alten Berliner Tradition wieder auf den Main Floor verholfen haben.
Dann ist da noch Doc Daneeka, auch ein Wanderer zwischen UK und BER und vielen bekannt als eine von Modeselektors Wunderwaffen. Aber auch der kann mehr als nur „Creeper„, wie schon das auf den Hit folgende Album mit Benjamin Damage und sein aktueller Output seitdem beweisen, siehe oben. Vielleicht etwas schwer zu vereinen, wird die zweite Hälfte des Abends. Jozef K. kann fast alles spielen aber referentieller Big Room House ist seine wohl größte Stärke, mit Sicherheit der spaßigste Act des Abends. Der ist Resident im berühmten Sankeys in Manchester, das irgendwann, auf irgendwelchen Listen, die keinen wirklich interessieren, das Berghain vom Technothron gestoßen hat. Selbst die verdammte B.Z. hat darüber berichtet.
Aber auch Jozef kriegt seinen Gegenpol: der letzte Name auf’m Flyer ist Timothy Alexander, der auf dem ursprünglich aus New York stammenden und jetzt in Berlin ansässigen Traditionslabel Sonic Groove alte Bande in Berlin weiterspinnt. Mit seinem an Surgeon, Luke Slater und auch an die oben erwähnten Dystopian erinnnernden, apokalyptischen Techno mit sticht er an dem Abend wirklich heraus. So wie der Abend als Ganzes. Wir hoffen es wird so gut, wie es klingt und sind gespannt auf die Fortsetzung: Fortsetzen002.
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