…’til I see the morning sun.“ sang Luther Vandross in seinem Lied ‚Love won’t let me wait‘. So kurz nach der Nachricht, dass der Horst in Kreuzberg nicht schließen wird, sondern bereits geschlossen hat, lesen sich diese Zeilen eher wehmütig und nicht so trotzig wie sie mal ausgestoßen wurden. Darauf folgen die Zeilen: „The time is right, you hold me tight and love’s got me high“ die wirklich jedem House-Enthuasisten aus dem gleichnamigen Terrence-Parker-Track bekannt sein werden – gesungen von Jamie Foxx. Das Prince Charles lässt diesen, wohl fleißigsten House-DJ der ersten Stunde (33 Jahre im Biz) direkt aus Detroit einfliegen um bei der Airdrop-Labelnight morgen Abend nicht nur das Publikum, sondern vor Allem die Platten tanzen zu lassen. Das ist zur Abwechslung keine Floskel. Sein idiosynkratischer Telefonhörer, den er zum Vorhören der Platten benutzt, ist auch nicht nur ein Werbegag, sondern stammt aus einer Zeit (und einem Raum) in dem man sich mit einfachen Mitteln behelfen musste und es auch einen scharfen Wettbewerb gab: wer hat es am Meisten drauf.
Like a child aber nur für Erwachsene
Im Horst ist es immer gut und das ist auch dieses Wochenende nicht anders! Schminkecke und Hüpfburg wird man am Tempelhofer Ufer vergeblich suchen. Puristen würden mit Recht argumentieren, dass das Horst alles hat was ein Club braucht: eine große Tanzfläche, ein mehr als ordentliches Soundsystem, zwei Bars, sowie Klos, schwarze Wände und ein Paar dunkle Ecken. Musikalisch macht sich der Club in Berlin verdient indem er seit einiger Zeit dafür sorgt, dass auch die feine englische Art des Techno ihren Weg in die Hauptstadt findet und nicht immer nur direkt in die Panorama Bar. Was allgemein für das Horst gilt, verdichtet sich morgen und übermorgen auf besondere Weise.
Gleich zwei, fast schon legendäre Labels aus England gastieren dieses Wochenende am Halleschen Tor. Aus Music kommt am Freitag und bringt zwei alte Hasen aber auch frische Beute mit. Neben dem Labelgründer Will Saul und dem in Berlin omnipotenten aber musikalisch immer überraschenden Lee Jones, der wegen seinem Album Electronic Frank sowieso immer einen besonderen Platz in unserem Herzen eingenommen hat, kommt George Fitzgerald. Als man den Sommerohrwurm „Like A Child“ endlich überwunden hatte, konnte man sich in den B-Seiten seiner Child EP von seinem Können überzeugen. Seine neue EP spinnt genau den Faden weiter…
Hyperdub sind oft im Horst zu Gast und das sagt vieles über beide aus. Kode9 und Ikonika werden die Beats von Freitag brechen. Ersterer hat Dubstep groß gemacht sagt man und hat aber damals eigentlich auch nur schon das gemacht, wodurch er sich heute immernoch auszeichnet, nämlich nicht stereotypes Tanzflächenmaterial, sondern richtige Musik zu produzieren. Sein Label nahm damit auch eine folgerichtige Entwicklung: es ist ein Künsterlabel geworden. Laurel Halo, Cooly G, Hype Williams, Space Ape, DVA und King Midas Sound haben dieses Jahr alle Großes vorgelegt oder tun das unbeirrt schon seit einiger Zeit. Ikonika, die neben Kode9 am Samstag da sein wird, gehört da fast schon zum alten Eisen und ist eine von vielen Frauen auf dem Label. Es gibt sie also, man muss ihnen vielleicht, wie Kode9, nur zuhören.
Hört auch zu mit 2×2 gästeliste für AUS MUSIC und HYPERDUB im HORST. Einfach Mail entweder mit LIKEACHILD für Freitag oder „Ist Burial wirklich Four Tet?“ für Samstag an win(ed)beatrausch.com
jubeljahr der oberbaum gaststaetten
10 jahre lang erfolgreich einen club zu führen ist im heutigen berlin natürlich nicht allzu einfach und wird auch stetig von staat, senat oder bezirk, manchmal sogar den bewohnern selbst, beschnitten.
neuerdings spielt sich auch noch die interessengemeinsachft gema auf und merkt nicht, dass sie damit einen ganzen kulturzweig in den boden stampft.